Ex-Wegweiser im Nauheimer Wald

Es war einmal ... die Regierungszeit von Bürgermeister Rohde, anno domini 2004.


Ehrenamtliches Engagement war erwünscht
Die Landesgartenschau erschien am fernen Horizont. Bürgermeister Rohde lud alle Bürger Bad Nauheims ein, eigene Ideen zu entwickeln. Die ganze Stadt sollte bürgergerechter werden, die Goldmedaille beim Wettbewerb "Unsere Stadt blüht auf " sollte beflügeln. Viele Menschen kamen zu den BürgerWorkshops und wurden aktiv. Arbeitsgruppen entstanden.

So kam es dann am 27.11.2004 zur ersten urkundlichen Erwähnung unseres Wanderwege-Projektes, in der Wetterauer Zeitung.

Zahlreiche Sitzungen
2005 und Anfang 2006 hatten wir zahlreiche Sitzungen mit Verantwortlichen: Stadtverwaltung, Staatsbad / Kurbetrieb, Stadtmarketing, Wandervereinen, Forstamt. Es wurde über die Beschilderung der Wege gesprochen und über eine zukünftige Wanderkarte.
Neue Leute setzten neue Prioritäten, Bürgermeister Witzel und Geschäftsführer Kind. Für die Wanderwegegruppe wurde der Geschäftsführer der Landesgartenschau zuständig. Mit dem "Sommermärchen", der Fußballweltmeisterschaft 2006 endete die Bürgerbeteiligung in den Arbeitsgruppen. Unmittelbar vor einem Spiel der deutschen Nationalmannschaft fand die letzte gemeinsame Sitzung statt.

Schwierige Zeiten
begannen für das Projekt "Wanderwege für Bad Nauheim".  Bürgermeister Witzel teilte am 4. Juli 2006 mit, dass die zuständigen Stellen personell ausgelastet seien. Daraufhin kontaktierten wir Bürger Schilderproduzenten und Kartenverlage, machten Leistungsbeschreibungen und holten Kostenvoranschläge ein. Nach einer ausführlichen Serie über unsere Wege in der Monatszeitschrift "Bad Nauheim Journal" kam es Ende 2006 noch zu einer letzten Sitzung mit Verantwortlichen aus Stadtverwaltung, Stadtmarketing und Kurbetrieb. Dann fiel das Projekt in einen Dornröschenschlaf. Im Waldpark regierte die Motorsäge, der Wald und die vier Waldwanderwege litten darunter. Die Mitglieder der Wanderwegegruppe, die auch zur Bürger-Initiative Waldpark Skiwiese gehören, schrieben Zeitungsartikel, organisierten Führungen. Vertreter aller Parteien des Stadtparlaments wurden auf die Waldschäden aufmerksam und bewirkten eine Umsteuerung. Im Waldpark bekam die Erholungsnutzung wieder Priorität. Doch bei der Realisierung des Wanderwegeprojektes zeigten Stadtverwaltung und Stadtmarketing weiterhin keine Initiative.

Unterstützung durch die Parlamentarier
Erste Unterstützung kam von der Fraktion 3B im Stadtparlament, die im Mai 2009 einen Antrag zur Realisierung von Beschilderung und Wanderkarte einbrachte. Haushaltsmittel von 16.000 Euro standen im Jahr 2009 zur Verfügung. Dieser Wanderwege-Antrag fand sofort große Unterstützung bei allen Parteien. Nach längeren Formalien wurde er dann im Oktober 2009 einstimmig angenommen. Nach diesem Beschluss sollen wesentliche Teile des Wanderwegeprojekts noch vor der Landesgartenschau umgesetzt werden, zumindest aber die Beschilderung der vier Waldwege.

Weitere Probleme
Wir von der Wanderwegegruppe waren kurzfristig gesprächsbereit.  Doch erst am 10. Dezember 2009 kam es zu einem Gespräch zwischen Stadtmarketing, Kurbetrieb und der Wanderwegegruppe, zu spät um die für 2009 budgetisierten Gelder zu nutzen.
Am 2. Februar 2010 teilten Bürgermeister Witzel und die Geschäftsführerin des Stadtmarketings Heiderich dann mit, dass sie nicht in der Lage seien, das Wanderwegeprojekt vor der Landesgartenschau zu realisieren. Die Finanzmittel würden nicht ausreichen ...
Auch gäbe es in der Stadt kein aktuelles Kartenmaterial. Deshalb sei es auch nicht sinnvoll, eine Beschilderung im Wald anzubringen. Wir meinten dagegen, eine Beschilderung ist immer sinnvoll.  
Daraufhin veröffentlichten wir am 20. Februar einen Leserbrief in der Wetterauer Zeitung. Er fand die Unterstützung des Hauptwanderwartes des Vogelsberger Höhenclubs (Leserbrief vom 24. Februar).
Erst am 22. März, unmittelbar vor der Stadtverordnetenversammlung,  kam es zu einem weiteren Gespräch.  Es stellte sich dabei heraus, dass die Verantwortlichen noch keine Meinung zu unserem Design-Vorschlag für die 10-cm-Schildchen hatten (Unserer Vorschlag war nur drei Jahre alt). Auch bei den Waldwegweisern blieb alles unverbindlich.

Neue Hoffnung ...
Am 25. März 2010 unterstützten die Stadtverordneten nochmals das Wanderwegeprojekt und forderten eine schnellstmögliche Realisierung der Waldwege-Beschilderung. Noch vor der Landesgartenschau sollte der Bürgermeister die erforderlichen Maßnahmen veranlassen. Schließlich führen unsere Wanderwege zu den schönsten Stellen unserer Stadt und die Landesgartenschau sollte eine nachhaltige Belebung des Tourismus bringen. 

... von kurzer Dauer
Doch auch dieser Beschluß der der Stadtverordnetenversammlung hat nicht zu einer Beschleunigung geführt.
Es fanden zwei Gespräche statt mit der Stadtmarketingchefin und dem Chef des Kur- und Servicebetriebs, jedoch ohne greifbares Ergebnis.

Neue Besen kehren ... neu

Nach dem Wechsel im Bürgermeisteramt wurde eine sogenannte "Bestandsaufnahme aller Aktiv-Angebote" bei Thomas Gärtner, Schotten, PBV Tourismus Consulting in Auftrag gegeben. Am 19. Oktober 2011 sollte plötzlich alles anders sein. Aus dem genußreichen Rosenwanderweg wollte er einen langen, sportlichen Weg machen. Die vier vom Parlament beschlossenen Wanderwege im Waldpark sollten ganz gestrichen werden und durch zwei eigenartige Strecken ersetzt werden. Der Preis für die Informationstafeln war plötzlich so hoch, dass  die Anzahl der Informationstafel drastisch verringert wurde... Damit waren wir nicht einverstanden, worauf im Januar 2012 alle Kontakte einfroren.

Was wird aus dem Rosenwanderweg?

Ganz unerwartet hatte sich die Zeitschrift Wanderlust bei uns gemeldet. Durch unsere Internetseite war sie auf den Rosenwanderweg aufmerksam geworden. In einer Reportage 2012 bezeichnete sie unseren Rosenwanderweg als einen der 10 schönsten Blütenwanderwege Deutschlands. Unsere Version des Rosenwanderweges wurde beschrieben, nicht die Langversion von Herrn Gärtner bergauf-bergab, bergauf-bergab, bergauf-bergab ...

Überraschung aus der Zeitung

Am 14. Dezember 2012 trauten wir unseren Augen nicht. Aus der Zeitung erfuhren wird, dass Verwaltung und Stadtmarketing nur 5 Wanderwege markieren wollen - das Stadtparlament hatte 2009 die Markierung von 11 Wanderwegen beschlossen! Und die entsprechenden Gelder dafür zur Verfügung gestellt.

Außerdem lasen wir lesen: "Im Sinne von Wegesicherung und Instandhaltung wurden die Ideen modifiziert und in Abstimmung mit den Experten für Grünflächenplanung angepaßt, erläuterte Katja Heiderich, Geschäftsführerin der Bad Nauheim Stadtmarketing und Tourismus GmbH".  

Oh Wunder, unsere ursprünglichen Wege waren wieder da, geringfügig modifiziert, meist verschlimmbessert. 

Im Dezember 2012 zeigte sich auch, dass Herr Gärtner nicht nur mit der Theorie kämpft, sondern auch mit der Praxis. Er "verpfostete" sehr intensiv die Landschaft, ohne die Landwirte, Jagdpächter u.s.w. zu informieren. 

Die Lorbeeren...

Stadtmarketingchefin Katja Heiderich gab 2013 eine Informationsbroschüre mit Kurzbeschreibungen von 5 unserer Wege heraus. Sie vergaß unsere Arbeit zu erwähnen und sie vergaß auch diese Internetseite. Schade. Die Infobroschüre gibt es nur im Bad Nauheimer Stadtmarketingbüro. Eine Internetseite gibt es überall (sogar auf Smartphone).

Ob unsere 11 Wanderwege jemals so markiert werden wie vom Parlament beschlossen...

siehe auch "Die Idee"